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“With his fairy tales, he made a contribution to world literature.“

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Hans Christian Andersen zählt zweifellos zu den bekanntesten und beliebtesten Autoren Dänemarks und ist einer der berühmtesten Geschichtenerzähler aller Zeiten. Seine Märchen verzaubern bis heute Leser jeden Alters mit ihrer einzigartigen Mischung aus Magie, Moral und Melancholie. Eines der Hauptmotive der Märchen ist der Gegensatz zwischen Arm und Reich, denn Andersens Kindheit war von Armut geprägt und später erlebte er Zeiten finanzieller Abhängigkeit und Unsicherheit. Obwohl er sich nicht politisch engagierte, verschleierte er in seinen Werken nicht die politischen und sozialen Verhältnisse seiner Zeit.


Hans Christian Andersen wurde am 2. April 1805 in Odense auf der dänischen Insel Fyn geboren. Als Sohn eines Schuhmachers und einer Wäscherin wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Er besuchte eine Armenschule. Mit dem Tod des Vaters, als Hans Christian gerade einmal elf Jahre alt war, musste der Junge in einer Fabrik arbeiten, um sich und seine Mutter zu versorgen. Mit 14 Jahren ging er nach Kopenhagen. Hier nahm sich der Leiter des Königlichen Theaters, Jonas Collin (1776-1861), des Jungen an und gewährte ihm Obdach und Arbeit. Collin erkannte schon früh Andersens Talent und förderte ihn lebenslang. 1822 ermöglichte König Friedrich VI. von Dänemark dem begabten Siebzehnjährigen den Besuch der Lateinschule in Slagelse und danach drei weitere Jahre an der Gelehrtenschule in Helsingør und anschließend ein Universitätsstudium in Kopenhagen. Im Anschluss widmete er sich der Schriftstellerei; es entstanden Gedichte, Erzählungen und Bühnenstücke.


Im Sommer 1830 reiste Andersen, finanziert durch seine ersten literarischen Einnahmen, nach Fünen und Jütland, um seine unmittelbare dänische Heimat besser kennenzulernen und neue Eindrücke zu gewinnen. Hier lernte er Riborg Voigt, die Schwester eines Studienfreundes, kennen. Andersen verliebte sich in das hübsche Mädchen, das aber bereits verlobt war und ein Jahr darauf heiratete. Ihren Abschiedsbrief bewahrte Andersen bis zu seinem Tode in einem Lederbeutel auf, den er stets um den Hals trug. Mit der Gedichtsammlung Phantasien und Skizzen (1831) erreichte Andersen einen ersten literarischen Höhepunkt.


Im Frühjahr 1831 unternahm Andersen mit seinem Ersparten und der Hilfe eines staatlichen Reisestipendiums seine erste, bescheidene Reise nach Nord- und Mitteldeutschland. Eine erste Station war der Harz, den er zu Fuß durchwanderte, einschließlich des Brockens. Er traf Ludwig Tieck in Dresden und Adelbert von Chamisso in Berlin. Mit Chamisso verband ihn eine langjährige Freundschaft. Der Schmemihl-Autor übersetzte und publizierte auch einige Gedichte von Andersen, wodurch er erstmals außerhalb Dänemarks bekannt wurde. Seine Eindrücke von dieser Reise verarbeitete Andersen in dem Reisebericht Schattenbilder von einer Reise in den Harz, die sächsische Schweiz etc. etc. im Sommer 1831, den er mit eingestreuten Gedichten und märchenhaften Texten auflockerte.


Im April 1833 ging der 28-jährige Andersen auf eine längere Reise, die in seinem Leben zu einem Wendepunkt werden sollte. Sie führte ihn über Deutschland, Frankreich (Paris) und die Schweiz nach Rom, wo er am 18. Oktober ankam und die Wintermonate blieb. Mit dem skandinavischen Künstlerkreis pflegte er Kontakte; vor allem mit dem Bildhauer Bertel Thorvaldsen entwickelte sich eine enge Freundschaft. Während seines Aufenthaltes ereilte Andersen aber auch die Nachricht vom Tod seiner Mutter. Von Rom aus besuchte er auch Neapel, wo der Vesuv gerade einen Ausbruch hatte. Die Rückreise ging dann über Venedig nach München (Zusammentreffen mit Friedrich Wilhelm Joseph Schelling), Wien, wo er Franz Grillparzer kennenlernte, und Prag. Im August 1834 traf er schließlich wieder in Kopenhagen ein, wo er eine bescheidene Wohnung im Haus 20 am Nyhavn bezog.


Seine Reiseeindrücke verarbeitete er in dem autobiografischen Roman Der Improvisator (1835). Die Geschichte von dem italienischen Waisenjungen Antonio erschien zuerst in deutscher Sprache und erst später in Dänemark. Durch die mehrfachen Auflagen verbesserte sich seine finanzielle Situation. Auf seiner Reise hatte Andersen reichlich Material gesammelt und so begann er nun mit der Niederschrift der ersten Märchen. Bereits 1835 veröffentlichte er mit Märchen, für Kinder erzählt sein erstes Märchenbuch. Zu den bekanntesten Märchen dieser Sammlung gehörten Der kleine und große Klaus, Die Prinzessin auf der Erbse, Das Feuerzeug und Däumelinchen.


Mit dem Erfolg des Märchenbuches und den mehrfachen Improvisator-Auflagen konnte sich Andersen bald eine geräumige Wohnung in Nyhaven mit herrlichem Blick auf die Stadt leisten. Neben weiteren Märchen wie Der standhafte Zinnsoldat oder Des Kaisers neue Kleider entstanden auch einige Bühnenwerke sowie Übertragungen ins Dänische. Mit dem Märchen Die kleine Meerjungfrau, basierend auf der Undine-Sage, setzte Andersen seiner Wirkungsstätte ein literarisches Denkmal. Das vielschichtige Märchen Die Schneekönigin (1840) mit seiner poetischen Sprache wird häufig als sein Meisterwerk und bedeutendster Beitrag zur Weltliteratur angesehen.


Trotz dieser großen Märchenproduktion, die auch in den 1840er Jahren anhielt, unternahm Andersen weiterhin zahlreiche kleinere und größere Reisen. Er gilt als der berühmteste reisende Literat des 19. Jahrhunderts, ein Globetrotter. Wie kein anderer Autor seiner Zeit war er so viel unterwegs. Bei insgesamt neunundzwanzig Auslandsreisen waren die Koffer ständig gepackt. Die Reisen waren jedoch keine Flucht vor dem Schreibtisch, sondern Entdeckerlust und Sammeln von neuen Eindrücken. Seine längste Reise führte ihn 1840-1841 über Rom, Neapel und Athen bis nach Konstantinopel. In seinem Reisebuch Des Dichters Bazar  (1842) schilderte er die abenteuerliche Reise, die ihn auf dem Rückweg entlang der Donau führte. In den nächsten Jahren folgten Schlag auf Schlag Auslandsreisen nach Paris, wo er u. a. Victor Hugo, Heinrich Heine und Honoré de Balzac traf, nach Holland, England (in London begegnete er Charles Dickens), Schottland und vor allem immer wieder nach Deutschland. Überall wurde er herumgereicht, von höchsten Kreisen empfangen und mit Preisen und Ehrungen überhäuft.


Mitte des 19. Jahrhunderts stand Andersen im Zenit seines literarischen Ruhmes. In Deutschland fand er bereits früh Anerkennung, noch bevor er in seinem Heimatland Dänemark bekannt wurde. So erschienen seine Autobiographie Das Märchen meines Lebens ohne Dichtung (1847) und seine Gesammelten Werke (ab 1847) zuerst in deutscher Sprache; 1849 ergänzt durch eine deutsche, illustrierte Ausgabe seiner Märchen. Die erste dänische Ausgabe der Gesammelten Schriften erschien dagegen erst 1853.


Die beiden letzten Jahrzehnte verliefen ohne große Veränderungen. Andersen hielt seine Reiseintensität aufrecht, u. a. 1862 nach Spanien und Portugal mit einem Abstecher nach Nordafrika. Ein Höhepunkt war 1867 die Ernennung zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Odense. Die Ehrung wurde ihm für seine literarischen Verdienste und seinen Beitrag zur dänischen Kultur verliehen. Neben neuen Märchen schuf er in diesem Lebensabschnitt auch einige Romane, darunter Sein oder Nichtsein (1857), in dem er den scheinbaren Widerspruch zwischen Glauben und Wissenschaft thematisierte. Für das Casino-Theater Kopenhagen lieferte er außerdem mehrere Märchenstücke, die alle mit Erfolg aufgeführt wurden.


Ab 1872 stellten sich körperliche Beschwerden ein. Andersen war nur noch eingeschränkt bewegungsfähig. Am 4. August 1875 starb Hans Christian Andersen im Alter von 70 Jahren in Kopenhagen als angesehener und hochdekorierter Künstler. Die Beisetzung auf dem Assistens Friedhof glich einem Staatsbegräbnis.


Neben Romanen, die den Realismus in Dänemark begründeten, Theaterstücken, autobiografischen Schriften sowie rund 1000 Gedichten besteht das literarische Vermächtnis von Andersen vor allem aus seinen 168 Märchen, die über einen Zeitraum von vierzig Jahren entstanden sind. Sie begründeten seinen Weltruhm. Die Bezeichnung „Märchen“ ist dabei oft ungenau. Während die Märchen aus den Anfangsjahren noch den Charakter von Volksmärchen besitzen, haben die späteren Märchen eher die Form von Novellen, in denen Andersen auch biografische und philosophische Elemente einfließen ließ. Er entwickelte einen völlig neuen Sprachstil, der die mündliche Erzählweise angemessen widerspiegelte und die kindliche Phantasie besonders anregte. Die Handlung spielte eine eher untergeordnete Rolle; der Fokus lag vielmehr auf der einzigartigen Melancholie, die in den Zeilen mitschwang. Mit der Verlebendigung von Gegenständen (Spielzeug usw.), indem er ihnen Leben einhauchte, erschloss er dem Märchen eine neue Dimension (Ding-Märchen). Seine Märchen gehören zu den meistübersetzten Werken, sie wurden schätzungsweise in über 120 Sprachen übersetzt und sind nicht zuletzt durch zahlreiche Adaptionen für Theater, Ballett und Film weltweit bekannt geworden.


Anlässlich des 150. Todestages von Hans Christian Andersen sind in kleineren Verlagen einige Jubiläumsausgaben erschienen. So hat der Calambac Verlag neben einer Auswahl seiner Märchen und Gedichte auch seine zweibändige Autobiografie herausgebracht. Autobiografische Schriften nehmen in Andersens Gesamtwerk einen zentralen Platz ein.


„Mein Leben ist ein hübsches Märchen“, so überschwänglich beginnt die Lebensbeschreibung Das Märchen meines Lebens von Andersen, die 1855 erschien und in der er die ersten Jahrzehnte seines Lebens sowie seinen Aufstieg vom Sohn eines armen Schuhmachers zum erfolgreichen Schriftsteller und Märchenerzähler schilderte. Der steinige Lebensweg mutet wie seine Geschichte vom hässlichen Entlein an, das nach vielerlei Schmähungen sich schließlich zum wunderschönen weißen Schwan verwandelt. Am Ende seines Lebens bezeichnete er das Märchen selbst als „Abspiegelung meines eigenen Lebens“. Andersen hat viel getan, um seine Lebensgeschichte zu stilisieren. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf seine Herkunft und Kindheit. Seine Autobiografie gewährt aber auch Einblicke in sein vielfältiges Schaffen, so bezeichnete er seine Lebensschilderung als den „besten Kommentar zu meiner Dichtung“.


Band 1 der Ausgabe des Calambac Verlags bringt die Lebensbeschreibung bis 1855, die Andersen unter dem Titel Das Märchen meines Lebens an seinem 50. Geburtstag vollendete und kurz darauf veröffentlichte. Darin schilderte er seine Reisen, die Begegnungen mit berühmten Persönlichkeiten und die Entstehung seiner Märchen. Für die amerikanische Ausgabe The story of my life hatte Andersen seine Autobiografie bis zum Jahr 1867 weitergeführt. Der deutsche Journalist und Schriftsteller Emil Jacob Jonas (1824-1912), der vor allem durch die Übersetzung skandinavischer Autoren bekannt wurde, hat die Biografie von Andersen bis zu seinem Tode ergänzt und 1879 veröffentlicht. Die Quelle für seine Fortführung waren die Korrespondenz und die umfangreichen Tagebuchnotizen (über 4.500 Seiten) von Andersen. Band 2 präsentiert diese „autobiografischen“ Aufzeichnungen, sodass damit ein eindrucksvolles Selbstzeugnis von Hans Christian Andersen vorliegt.


Manfred Orlick, literaturkritik.de






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